Er hat nur sehr eingeschränkte Öffnungszeiten, so dass wir genug Zeit hatten, uns zwischen Kaffee und Kekse dem Smaltalk zu frönen.

Er stimmt, wie derzeit fast alle in der Branche, das Klagelied an. Die Geschäfte laufen schlecht. Kunden kämen nicht, keine Empfehlungen und überhaupt. Alles Sche……Deine Elli.

Hmmmmmm, sagte ich. Wenn ich jetzt nicht als Freund, sondern als Neukunde das Büro betreten hätte, ich hätte eher keine Versicherung bei Dir abgeschlossen. Ich sagte es bewusst langsam und machte danach eine Pause, um zu sehen, wie er darauf reagiert.

Wie zu erwarten, erschrocken. Es war offensichtlich, dass er die Antwort nach dem „Warum“ suchte. Naja, sagte ich. Schau Dich doch mal an. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten, dass Du soeben mit dem Flieger aus dem Urlaub gekommen bist. Das Hemd sicherlich schon 3 Tage lang getragen mit „Eselsohren“ am Kragen, Hose und Schuhe passend dazu. Wenn man es denn passend nennen kann.

Nicht dass ich der Meinung bin, dass man als Vermittler immer „Stocksteif“ mit frisch gebügeltem Hemd und Krawatte auftreten muss, da gehen die Meinungen ohnehin weit auseinander, aber, wenn der Interessent das Büro betritt, hat er eine gewisse Vorstellung, was ihn dort erwartet. Darauf haben wir keinen Einfluss. Null!

Ich hätte ja gut reden. Bei mir liefe es ja auch. Seidenkrawatte, Manschettenknöpfe, Schuhe vom feinsten. Das könne er sich garnicht leisten.

Warum kannst du es dir nicht leisten, fragte ich ihn. Vielleicht genau deswegen? Weil ich jemand ganz anderes verkörpere als Du? Warum werde ich laufend weiter empfohlen und Du nicht? Würde jetzt ein Kunde das Büro betreten und wir würden ihm freie Wahl lassen, sich für einen von uns beiden zu entscheiden. Wer mag das wohl sein?

In diesem Sinne.

Kleider machen Leute, sagen die Leute, welche Kleider machen 😉